125 Primitivo 2020 Rosso Puglia

Herkunft / Traube: Salento, Apulien / Primitivo

Land: Italien

Jahrgang: 2020

Alkoholgehalt: 12,5%

Geschmacksrichtung: trocken

Verschluss: Sehr guter Kork

Preis: 3,99€

Bewertung: 3

Geruch / Blume
Mit etwas, das entfernt an Mon Cheri erinnert - sowohl in der Kirsche als auch mit Milchschokolade - ein zwar interessante, doch sehr flache erste Nase. Nach kurzen Schweißnoten trockener, mit ebensolchen Gerbstoffen, die Kirsche ist jetzt noch weiter weg, die Schokolade gar komplett flöten. Mit "unspektakulär" ist die Blume wohlwollend beschrieben...

Geschmack / Mundgefühl
Und so geht es weiter: Sehr mild - und ziemlich unauffällig. Für einen Primitivo. Doch er gewinnt, sowohl an Volumen, als auch an Nuancen: Die Kirsche findet sich wieder, leicht herber Kontrast zum Abgang hin. Doch mit jedem Schluck ändert sich das an sich zu Beginn dezent strukturierte Mundgefühl in Richtung eines pelzigen Belages und Ansätzen von Adstringenz. Das kennt man vom 125 so eigentlich nicht, und es stört das - kaum noch trockene - Gesamtbild nachhaltig. Zum Abgang hin fängt der hintere Gaumen zudem mehr und mehr an zu kokeln.
Hübsch die feine, angenehm mineralische Säure, die es schafft, sich bemerkbar zu machen, nachdem der Pelz - jeweils länger anhaltend - abgezogen ist.

Abgang / Nachgeschmack
Statt kokeln im Abgang leicht scharf. Durchaus nicht abwertend zu sehen. Harmlos - man möchte sagen "erfreulich harmlos" nach dem Belag - der Nachgeschmack. Doch wieder unauffällig. Aber wieder: die Kirsche. Immerhin. Kaum Oxidation, nichts, das noch irritiert, bleibt im Gegenteil ziemlich lange konstant. Viel später ein Schwenk in die Zitrusfraktion, ganz zum Schluss ein Hauch von Pappe.

Fazit
Höchste Meriten konnte der 125 Primitivo del Salento Une|due|cinque hier eigentlich noch nie erringen - und er ist bei NORMA mit vielen Jahrgängen vertreten gewesen. Meist hat es jedoch für eine "4" problemlos gereicht, war der Wein auch nie wirklich "trocken", doch meist elegant mit seinen (schon früher) eher spärlich ausgeprägten Noten.
Beim 2020er reicht es dafür nicht. Zuviel Belag. Zu wenig spannend.
Nun, Wein ist (oft erwähnt) ein Lebens-/ eher Genussmittel... Wenn man was jedes-Jahr-Gleiches haben will, dann sollte man was anderes trinken.
In diesem Jahr lediglich die "3" für diesen "Wein des Monats September". Kein Vergleich zum gleichzeitig gekauften anderen "Wein des Monats", Monte Tessa Nero di Troia, der es direkt in die "Aktuelle Empfehlung" geschafft hat - bei gleichem Preis.

Nachtrag
Dass mich mal ein 125er von NORMA um den Nachtschlaf bringen würde (mehrfaches Aufwachen wegen des total ausgetrockneten hinteren Gaumens (*), der Griff zur Wasserflasche zwingend), überrascht. Betrachtet man jedoch die Erwähnung von Pelz und Adstringenz, nun, ich hätte damit rechnen können. So geht der Rest der Flasche jetzt - trotz "3" - in die Kanalisation.
Und wie üblich mangels Verifikation ((*) des nächtlichen Sahara-Effektes mit Klettverschluss) durch unabhängige Dritte hat dies auch keinen nachträglichen Einfluss auf die Bewertung.