Legado Muñoz 2019 

Herkunft / Traube: Kastillien / Merlot, Syrah, Tempranillo

Land: Spanien

Jahrgang: 2019

Alkoholgehalt: 14%

Geschmacksrichtung: trocken

Verschluss: Sehr guter Kork

Preis: 3,49€

Bewertung: 5 von 5

Geruch / Blume
Die erste Nase bietet eine interessante, vor allem ausgewogene Mischung von herben und süßeren - sonst unbestimmbaren - Früchten, abgerundet mit ansprechenden, trockenen Gerbstoffen - und einer Schokoladennote! Das Bouquet hüpft dem Verkostenden nach dem Schwenken praktisch entgegen, es wird dichter, ohne an Vielfalt einzubüßen. Statt Schokolade jetzt Leder, direkt vom Schuster, eine hübsche Nuance, nicht gar so prägnant, wie es sich liest. Das Fruchtige tritt mit der Zeit in den Hintergrund - was nichts heißen soll.

Geschmack / Mundgefühl
Der Legado Muñoz brilliert umgehend mit herausragendem Volumen, die Frucht ist wieder da, und alles ist eingebettet in ein mildes, unaufdringliches, doch fein strukturiertes Mundgefühl (dessen wässrige Komponente allerdings nicht verschwiegen werden darf). Besagte Frucht bleibt weiterhin undeutbar, doch vornehmlich süßlich, bekommt aber am hinteren Gaumen einen hübschen, feinherben Kontrast zur Seite gestellt, der - wieder mit der Zeit - die Oberhand gewinnt und mehr und mehr grüne Noten beisteuert, die z.B. an frisch abgezogene Rinde erinnern - und noch später den hinteren Gaumen ordentlich zum Glimmen bringen.
Ein anfänglich spärlicher Körper bekommt mehr und mehr Gewicht, der Wein gewinnt jetzt zudem an Kraft und Präsenz - und es wird richtig "fleischig".
Ebenfalls spärlich die leicht mineralische Säure, (zuerst) keinerlei Belag oder Pelz.
Nachtrag: In dem Maße, wie es "fleischiger" wird, addiert sich ordentlicher Belag, der so gar nicht zum Anfang passen will, und das Ganze sehr viel holziger macht.

Abgang / Nachgeschmack
Der Abgang ist - klar - bestimmt von diesen grün-herben Noten, im Nachgeschmack überraschend flach und unspektakulär; es finden sich nur noch Reste des Vorherigen, dafür bleibt Oxidation zu Papier o.Ä. komplett aus, der Wein vergeht äußerst langsam wie ein milder Nachklang.

Fazit
Dass es diesen Wein geben könnte, die Info ist einem treuen Leser dieser Seiten zu verdanken; nur: Gefunden habe ich ihn erst heute, irgendwo zwischen ehemaligen Angeboten, Sonstigem aus dem Food-Segment, verschubste Osterhasen und ignorierte Krokant- Eier inkl.
Gut, dass ich gesucht habe, der Legado Muñoz ist sicher einer der besten Weine des bisherigen Jahres. Die kleinen Schwächen im Nachgeschmack sind zu verzeihen - oder, um es anders zu formulieren: Samstag ist ein Ritt auf dem Drahtesel in Richtung Aldi-Filiale angesagt, um mir die letzten Flaschen unter den Nagel zu reißen. Diese blumige Einlassung führt zu: Bewertung: "5" - "Aktuelle Empfehlung": auf jeden Fall - zumal für 3,49€.

Empfehlung
Nur ein Glas trinken! (nicht nur wegen der 14Vol/% Alkohol, die sich umgehend bemerkbar machen). Die holzigen, belagigen Noten, die später hinzukommen, versauen sonst den fast tadellosen Gesamteindruck! Und mit gutem Verschluss, kühl weggestellt, hat man drei Abende was davon.