Dezember 29, 2022

Geruch / Blume
Trockene erste Nase, Stallnoten, staubiger Dachboden, kaum ebenfalls trockene Tannine, aber eine dumpfe Frucht, die von "dunklen Beeren" kündet, lauert im Hintergrund. Und zeigt sich - wie erwartet - recht deutlich nach dem Schwenken, etwas unentschieden zwischen Brombeere und Holunder, weiter sehr dumpf, tragend - eine runde, weiterhin trockene Sache.

Geschmack / Mundgefühl
Sofort sehr präsent vor allem im vorderen Mundraum, der Gaumen fängt direkt ordentlich Feuer, was die Stirn ein wenig in Falten zieht. Schon milder der nächste Schluck, jetzt noch fruchtiger als schon in der Blume, aber noch weniger entscheidbar in den Früchten. In Summe aber kaum Restsüße, was das weiterhin Trockene unterstreicht, ebenso wie die wenigen Tannine, die es hierhin geschafft haben.
Das Mundgefühl ist - nach erster Irritation - mild, fast cremig. Der Faustino zeigt zwar nur einen schmalen Körper, doch reichlich an Struktur und leidlich viel "Fleisch". Kleiner Einbruch beim Volumen, denn trotz o.G. schafft es der Wein nur in Ansätzen bis in den hinteren Mundraum.
Beispielhaft die feine, mineralische Säure, stets begleitend, ohne sich in den Vordergrund zu drängen. Kaum Belag (der sich mit der Zeit doch addiert), Null Pelz.

Abgang / Nachgeschack
Trotz besagten Volumens wäre "kein Abgang" gelogen, aber doch zu mau, ihn charakterisieren zu können. Ziemliches Low-Light allerdings der Nachgeschmack: Kaum was zu erahnen von den vorherigen Stärken, es wird erneut trockener, keine Frucht mehr, und ziemlich rasch bleibt - mäßige - Pappe als Schlusspunkt. Schade.

Fazit
Tja, der Einbruch zum Schluss kostet den Faustino aus der Rioja, zum Crianza ausgebaut, letztendlich die "5" - und sogar die "Aktuelle Empfehlung", die eigentlich angedacht war, sollte der Wein herausragender sein, weil er ja nur begrenzt im Angebot sein dürfte.
Aber da gab es zuletzt erheblich unterdurchschnittlichere Crianza, die ihr Geld nicht wert waren - die 5,99€ sich hier aber durchaus angebracht, ausgegeben zu werden, wenn man weiß, auf was man sich einlässt - auch was für die "Größere Runde".

Apopos "Angebot": Im Prospekt als "vorrübergehend im Sortiment" ausgewiesen finden sich sowohl der Faustino wie auch der "Grande Alberone" (Verkostung steht noch aus) im ganz normalen Regal (jedenfalls in meiner lokalen Aldi(Süd)-Filiale), also nicht in irgendwelchen Aufstellern, wie sonst bei Angeboten üblich.