Barolo 2017 

Herkunft / Traube: Piemont / Nebbiolo

Land: Italien

Jahrgang: 2017

Alkoholgehalt: 14%

Geschmacksrichtung: trocken

Verschluss: Guter Kork

Preis: 9,99€ / 11,99€


Bewertung: 4

Geruch / Blume
Aus einem leicht süßlichen, sowie leicht herben Gemenge schält sich Heidelbeere/Blaubeere als Frucht heraus. Es gibt noch etwas anderes, es dauert einen Moment, doch dann meldet sich Lakritze... Kein übler Beginn! Erst feine, trockene Tannine nach dem Schwenken, dann Steinstaub. Die Nuancen der ersten Nase jetzt nicht mehr gar so deutlich, das Gesamtbild bleibt aber sehr ansprechend, komplex.

Geschmack / Mundgefühl
Erstaunlich leicht und fast süffig, dann - kommt Luft hinzu - überraschend adstringent am Gaumen, aufdringlich, wässrig das Gefühl auf der Zunge. Dass sich dies beim nächsten Schluck abschleifte, durfte man erwarten, tut es jedoch nicht so deutlich wie erhofft. Erst der dritte Schluck stimmt wohlwollend, die Kanten werden runder, das Adstringente verpufft zum mäßigen, doch arg pelzigen Belag, der jetzt auch die vordere Zunge bedeckt. So richtig von Struktur ist wenig zu sehen, auch verhindert dies durchgängig Leichte einen - eigentlich erhofften - ausgebauten Körper.
Von Beginn an recht voluminös, dies nimmt zu, leider in dem Maße wie der pelzige Belag, pro Schluck mehr und mehr. Vergeht zwar halbwegs schnell jeweils wieder, haut aber auch wirklich nicht aus der Furche.
Hinten 'rüber gefallen ist bislang die feine Frucht, u.a. deswegen, weil sie Mühe hat, sich gegen das aufdringliche, pelzige Mundgefühl durchzusetzen. Nicht mehr so klar wie im Bouquet, aber passend zum Leichten schwach süßlich - und sie hat noch was vor (s.u.).
Der Pelz ist inzwischen was für den Kürschner, man hat das Gefühl, Zunge und Gaumen sind zwei Seiten eines Klettverschlusses - dass das zumindest immer noch schnell wieder verschwindet, macht es nicht besser.
Säure. Tja. Säure... die hat es noch schwerer als die Frucht, Aufmerksamkeit zu erlangen. Mit Konzentration findet hier - wieder fein - Mineralisches in der ansonsten harmonischen, fast schon zu hintergründigen Säure.

Abgang / Nachgeschmack
Man muss einen Moment warten, bis der Pelz per due ist, dann erst eröffnet sich ein milder, (in der Frucht jetzt eher herber) Abgang. Der Nachgeschmack wird erneut dominiert von Frucht, jetzt klar die Zitrusfraktion, mehr Orange als Mandarine, frei von Zucker, aber auch nicht mehr wie frisch geschält. Hält sich extrem lange, oxidiert aber zeitnah in Richtung dieser weißen Fäden zwischen den Filets der besagten Früchte, und das ebenfalls sehr deutlich. Doch nicht so unangenehm, wie es sich liest.

Fazit
Das "Deutliche" ist das, was diesen Barolo besonders macht im Testfeld. Die klaren Frucht-Nuancen besonders im Bouquet finden sich nicht allzu häufig. Schon interessant, schon "besonders". Aber das - gepaart mit dem wieder sehr klaren Nachgeschmack - war auch das Einzige, was den Preis rechtfertigt. Das Mundgefühl ist unter aller Kanone, nur zu tolerieren, weil der Pelz pro Schluck jeweils einigermaßen verschwindet, egal, wie dicht er inzwischen geworden war. Meine Einschätzung: (Viel) Zu viel Fass für diesen eher leichten Wein. Pech im Keller. Kommt in den besten Familien vor - und hat hier schon manchen Wein Bestnoten gekostet.

Langer Text...
...doch, klar, es gilt auszuholen, denn das war der erste für diese Site jemals verkostete Barolo ... kein Wunder, nur gekauft, weil "im Angebot" für 9,99€. Originalpreis: 11,99€... Ich war einfach neugierig.
Eine interessante Dreiviertelstunde. Aber die nächsten 10 Euro splitte ich doch lieber wieder in 3x3,33~€, investiere sie in normalpreisige Weine. Oder in den Standard-Merlot von Netto oder den Primitivo von Penny oder den Giacondi von Aldi. Keine große Blume dort, aber halt auch lange nicht so verpelzt. Bleibt die "4" - wg. Erstgenanntem.