Pregio Sangiovese 2020 Superiore Riserva Romagna

Herkunft / Traube: Romagna / Sangiovese

Land: Italien

Jahrgang: 2020

Alkoholgehalt: 14,5%

Geschmacksrichtung: trocken

Verschluss: Schraube

Preis: 2,99€

Bewertung: 4 von 5

Geruch / Blume
Die Blume umwölkt das Glas großräumig nach dem Einschenken. Sie ist schwach süß und kaum herb, von hübscher Augewogenheit zwischen beidem, zudem recht trocken mit Gerbstoffen wie von alter Rinde, was bestens passt. Obwohl deutlich herber und noch etwas trockener der ersten Nase sehr ähnlich - fein!

Geschmack / Mundgefühl
Feinnadliges, das umgehend den gesamten Mundraum bedeckt (falls man Mundraum bedecken kann) überrascht ebenso wie die Tatsache, dass es jetzt süßer zugeht, als noch die Blume erahnen ließ. Erwartbar hingegen, dass schon der nächste Schluck gefälliger sein würde, es nadelt kaum noch, während das Volumen weiter zunimmt. Auch ist es nicht mehr so süß wie zu Beginn, das Herbe kommt durch, eine grüne Note in der Art von trockenem Gras (weit weniger deutlich als die beschreibende Assoziation). Was so gar nicht passen will, ist die - eigentlich harmlose - Schärfe: Sie ist ebenso rundrum vertreten wie das Nadelige, das sie abgelöst zu haben scheint; der Pregio Sangiovese 2020 wirkt so zu aufdringlich, zu spritzig, zu jung. Schön hingegen die holzig-trockenen Tannine, die es hierher geschafft haben, sich gegen Vorgenanntes aber ebenso schwer tun sich durchzusetzen wie eine schwache Struktur. Körper geht, falls vorhanden, unter.
Sehr mineralisch die erfreulich unaufdringliche Säure. Weder Belag noch Pelz.

Abgang / Nachgeschmack
Kein Abgang. Den Nachgeschmack bestimmt eine gewisse Gereitzheit (nicht des Verkostenden sondern) des gesamten Mundraumes, bis auf den hinteren Bereich. Immerhin schleicht sich eine Idee von Mandarine, angetrocknet, als Frucht ein, bevor der Wein es äußerst eilig hat, komplett zu verduften und sich so auch das Mundgefühl schnell entspannt. Geht.

Fazit
"Zu spritzig, zu jung"... wenn man sich selbst zitiert, wird gerne angenommen, dass einem nichts eingefallen ist sonst... Korrekt in diesem konkreten Falle! Bei dem wirklich ausgezeichneten Kork sollte man dem Kandidaten einige Jahre gönnen, nicht zu warm und dunkel bei gleicher Temperatur gelagert... da geht noch was!
Was geht, ist der Wein an sich, halt etwas "zu spritzig, zu jung" - aber nicht arm an Charakter. Und für 2,99€ so eigentlich - und auch un-eigentlich - ein Schnäppchen, das ich selber nochmals eintüten werde, falls sich die Gelegenheit ergibt. So kommt es zur "4".

Nachtrag
Ein Blick auf das hintere Etikett - wie üblich erst nach der Verkostung, um nicht unnötig beeinflusst zu werden vom Geschwurbel - enthüllt: Das ist tatsächlich ein Riserva! Mit dem Jahrgang 2020 unterstützt das die These, dass der Wein noch lange nicht "so weit" ist - und gerne noch lagern kann/könnte.

Obacht
Die 14,5 Vol/% Alkohol merkt man zu keiner Zeit!