Geruch / Blume
Vornweg interessante Sägespan-Noten, dann feine, ebenso leicht herb wie leicht fruchtige dunkle Beeren, die Tannine werden vor dem Schwenken deutlich trockener. Danach nur ein Hauch von Schweißnoten, die zweite Nase ist der ersten sehr ähnlich, fast etwas schwächer in den Nuancen, bis auf die Gerbstoffe, die jetzt recht kantig werden.

Geschmack / Mundgefühl
Das Kantige, ansatzweise Stechende der zweiten Nase bestimmt den Beginn des Teatro Italia, was sehr aufdringlich und eher nicht angenehm wirkt. Schon im nächsten Schluck "ruhiger", doch sehr herb mit wenig Frucht und mäßigem Volumen - dazu wird wässriges Mundgefühl gereicht. Auch das bessert sich, eine recht ruppige Struktur tritt hinz, Feinnadliges piekt den Gaumen, und es stellt sich das ungewöhnliche Adjektiv "kratzig" ein als passende Assoziation. Als hätte der Wein zugehört, stellt er auch dies jetzt fast ganz ein, wird runder, gefälliger und gewinnt an Volumen. Alles in jenem herben, kaum fruchtigen Rahmen.
In der hübschen Säure fein-mineralisch, der pelzige Belag ist ebenfalls fein (nicht im wertenden Sinne) und stört nicht wirklich, addiert sich allerdings über die Zeit.

Abgang / Nachgeschmack
Ein schwaches Kribblen im Abgang, wieder wässriger der Nachgeschmack, nun mit Kirsche, nicht ganz reif, als Frucht. Der herbe Grundton bleibt dem Wein auch hier treu, es gibt wenig Änderungen im Vergleich zum Geschmack, alles leidlich abgesofteter. Darüber hinaus praktisch null Oxidation. Nicht übel.

Fazit.
Vielleicht dekantieren - das Bouquet scheint stabil genug dafür, und die raschen, zeitlichen Änderungen im Geschmack könnten so evtl. nivelliert werden.
Sicher keine langweilige Verkostung - und ebenso sicher keine rausgeschmissenen 4,99€ bei NORMA (am Grabbelregal) gefunden. Gerne die "4".