Geruch / Blume
Unscheinbare, leicht hölzerne erste Nase mit einer interessanten Zitrus-noch-am-Baum-Note, die nach dem Schwenken noch präsenter wirkt und einen hübschen Charakter verspricht. Die Tannine werden dumpfer, eine Idee von Leder stellt sich ein. Passt.

Geschmack / Mundgefühl
Umgehend großes Volumen, aber auch umgehend ein feinnadliger Belag, der sich überall breit macht und bei einem Montepulciano doch eher überrascht. Weiterhin begleitet diese feine, zurückhaltende Zitrusfrucht. Schon beim nächsten Schluck wandelt sich der Belag ansatzweise in Richtung Struktur, wirkt nicht mehr so deplatziert. Im Gegensatz zum Mundgefühl, bzw. Zahn-Gefühl, das deutlich einen Angriff auf den Schmelz reklamiert. Und die Säure ist dementsprechend, neben Zitrus-fruchtig sehr mineralisch und sehr vordergründig - hat schon was von einem Schuss Zitronensaftkonzentrat aus diesen kleinen gelben Plastikfläschchen.
Ganz folgerichtig kommt jetzt der Belag zurück, verkleistert erneut den Mundraum und wird bei jedem Schluck pelziger.

Abgang / Nachgeschmack
Sehr fruchtig der Abgang! Ähnlich im Nachgeschmack, frische Mandarine, später mehr und mehr von der Schale, stetig angegammelter und vertrockneter. Nicht so negativ, wie es sich liest. Oxidiert nur unwesentlich weiter.

Fazit
Puh - Nur schnell fertig machen die Verkostung, und zwar, ohne sie abzubrechen - was nicht ganz leicht fiel. Im Gegensatz zum Vorgänger reicht das saure Gemisch nicht mal für eine "3", auch wenn die Säure durchaus nicht ätzt, wodurch sie jedoch nicht besser wird.

Diesen Villino Azzurro Montepulciano des Jahrgangs 2022 sollte man sowohl bei trinkgut, als auch bei EDEKA, schön im Regal stehen lassen.