Doppio Tratto Primitivo Puglia 2020

Herkunft / Traube: Apulien / Primitivo

Land: Italien

Jahrgang: 2020

Alkoholgehalt: 13,5%

Geschmacksrichtung: lieblich

Verschluss: Plastik

Preis: 3,59€


Bewertung: 3

Geruch / Blume
Schwache Noten von Sauerkirsche, ein paar trockene Gerbstoffe, dazu etwas, das sich mit "seifig" umschreiben lässt. Das Schwenken bewirkt, dass man umgehend doch das sicher Gefühl hat, einen Primitivo im Glas zu haben: Es wird runder, dumpfer, die Tannine werden begleitet von Aschenoten und Steinstaub, weiter die Kirsche als deutliche Frucht. Sehr trocken im Ganzen, dennoch nicht zu ausgeprägt, aber sicher nicht schlecht.

Geschmack / Mundgefühl
Weich ruht der Wein vor dem Einziehen der Luft auf der Zunge, und so weich geht es auch weiter. Auffallend, dass es direkt viel süßlicher zugeht, als die Blume vermuten ließ, die Kirsche wurde ordentlich eingemacht und kommt jetzt als Konfitüre daher. Gerbstoffe und Asche sucht man vergebens, dafür ist es aber auch wirklich nicht mehr trocken. Noch ein Wort zum recht guten Volumen, "gut" nicht "groß", denn der Doppio Tratto schafft es nicht ansatzweise bis in den hinteren Mundraum; dort, wo er stattfindet, ist er sehr präsent, am Gaumen sogar leicht reizend, später fängt er hier heftig an zu kokeln - findet man auch selten an dieser Stelle...
Im Mundgefühl konstat weich, eher schon cremig, leichte Ansätze von Struktur.
Das marmeladig-Süße dominiert derart, dass es ein Stück Arbeit ist, sich auf die Säure zu konzentrieren, denn sie ist durchaus vorhanden und erstaunlicherweise doch mehr mineralisch denn fruchtig. Kein Pelz.

Abgang / Nachgeschmack
Kein Abgang. Damit war zu rechnen. Dass der Nachgeschmack dann erfreulich nicht das Süße bis in alle Ewigkeit mit sich schleppt, damit eher nicht. Man ist eher froh, dass das endlich weg ist, genießt den langen Nachgeschmack, der jetzt mehr von Erdbeere hat, bevor er schlussendlich leicht oxidiert und ein paar Pappenoten hinterlässt.

Fazit
Puh. Viel zu süß! Ich habe mich bewusst enthalten, dies oben öfter zu erwähnen, rein aus stilistischen Gründen - wer will schon immer die gleichen Adjektive lesen. Aber, um dies zu unterstreichen, bekommt er als Geschmacksrichtung (ich glaube, das ist das erste Mal hier) "lieblich" verpasst (unabhängig von der tatsächlichen Restsüße, die ja ein wissenschaftliches Kriterium ist). Immerhin stellt er sich selbst schon als "halbtrocken" auf dem Etikett vor!
Der Primitivo schimmert durch, doch er scheint gezuckert, geliert, oder karamellisiert... wie auch immer.
Für 3,59€ im Standard-Sortiment von Aldi trotzdem kein echter Reinfall: Wer solche Weine bevorzugt, der wird die "3", die der Kandidat Doppio Tratto des Jahrgangs 2020 hier bekommt, wohl eher missbilligen.

Nachtrag
Eine Recherche in den "alten" Weinseiten zeigt, dass der Doppio von Aldi dort schon immer als "(mehr als) halbtrocken" apostrophiert wurde.
Der letzte verkostete Jahrgang liegt aber zu lange zurück, so wurde auf eine direkte Referenzierung verzichtet.