Wein für Jedermann

Geruch / Blume
Eigentlich recht schlappe, doch in dem Wenigen ansprechend gerbstoffreiche erste Nase mit sehr wenig teils herber, teils süßlicher Frucht. Kaum Änderung nach dem Schwenken, die Tannine etwas kantiger, die Frucht tritt einen Schritt vor.

Geschmack / Mundgefühl
Sehr interessant: Erst völlig unscheinbar, dann fast explodierend schafft sich der Viña del Asador Aufmerksamkeit. Allerdings nur bis zur Mitte des Mundraumes, danach explodiert nichts mehr. Und er ist jetzt erheblich fruchtbetonter als die Blume ahnen ließ, vor allem in der süßlichen Fraktion, gezuckerte, angematsche Erdbeere als nächste Assoziation.
Das über die Maßen wässrige Mundgefühl allerdings will nicht so recht zu einem Wein im Drahtgeflecht(*) passen; ein echter Pluspunkt, dass man trotzdem eine hübsche Struktur geboten bekommt, wässrig hin oder her. Später wird es weniger süß, bzw., es wird ein wenig herber am hinteren Gaumen, der jetzt mitspielt und das Volumen so leicht aufzieht. Auch changiert die Frucht jetzt in Richtung Kirsche, deutlich - fein!
Eine harmlose Säure begleitet, ist eine Idee mineralisch - und auch ganz hübsch. Auch gut, dass man hier jetzt das Adverb "wenig" mal im positiven Kontext benutzen kann, denn es gibt nur sehr wenig Belag - und Null Pelz.

Abgang / Nachgeschmack
Ebenfalls Null Abgang, und der Nachgeschmack ist so unscheinbar, dass man ihn fast vergessen könnte, gäbe es diesen Absatz nicht, der halt was mit "Nachgeschmack" zu tun haben sollte. Aber auch keine Fehlnoten, der Wein ist einfach ruck-zuck weg, nicht unangenehme Reste des Süßlichen hinterlassend.

Fazit
Eigentlich gibt es nichts zu meckern, (*) kennt man noch jene "Drahtgeflecht-Gran" aus den 2000er Jahren, die einem regelmäßig mit krachender Adstringenz vom Sessel genagelt haben und soviel Pelz mitbrachten, dass man der Dame das Hauses problemlos was für die Oper daraus kürschnern lassen konnte.
Im Gegenteil, der Viña del Asador hat sich das Adjektiv "frisch" verdient, das erst spät resümierend in den Sinn kam. Schon fast was für den Balkon im Sommer... jedenfalls nicht schlecht, fehlerlos, zudem mit einer zeitlichen Komponente. Und nur 12,5 Vol/% Alkohol! Gerne die "4".