Preis < 3,-€, Merlot, Bewertung: 2
Geruch / Blume
Als erste Assoziation drängt sich ein tragendes Parfum auf, leicht süßlich - und klebrig. Zum Glück nicht so aufdringlich, wie es die Wortwahl nahelegt - und gibt sich auch recht schnell, sodass ein paar passende, nicht gar so trockene Tannine hervortreten. Sehr viel präsenter nach dem Schwenken, auch wieder süßer, doch die Tannine haben Oberwasser, im Gesamtbild so zwar reichlich kantig, auf eine Weise aber ausgewogen wirkend.
Geschmack / Mundgefühl
Angenehm mild und mit bereits in Lauerstellung liegender Süße schon vor dem Einziehen der Luft. Und dann: vornehmlich herb! Sowas! Da war jetzt wirklich nicht mit zu rechnen: Herbe, unklare Frucht, nur mäßig süß und mit gutem Volumen beginnt der Merlot, Tannine bleiben weiterhin vorhanden. Allerdings irgendwie ein kurzes Vergnügen, der Wein hat es eilig und hinterlässt schnell - neben doch etwas süßlich-Klebrigem, vor allem auf der Zunge - ein leicht wässriges Mundgefühl. Dazu körperfrei (oder muss es Körper-los heißen).
Sehr undeutlich die mehr als schüchterne Säure; weder Belag noch Pelz.
Abgang / Nachgeschmack
Hübsch, dass der Abgang Reste des Herben zeigt - in homöopathischer Dosis. Den Nachgeschmack bestimmt - neben einem leichten Glimmen am hinteren Gaumen, das sich zwischenzeitlich einstellte - Süßliches, bestens zu beschreiben mit "Kojak-Kirsch-Lolly", nicht gar so süß und klebrig. Vergeht langsam, es gibt einen Schwenk in Richtung Mandarine... hm... also die aus der Dose. Keine Fehlnoten zum Schluss.
Fazit
Durchaus interessant, sicher keine langweilige Verkostung, zumal bei einem solches Massenprodukt wie es der Merlot (von Netto als Standard-Merlot im Sortiment) ja nun mal ist. Kann man öfter mitnehmen, ist aber eher was für nebenher, ohne Fokus. Gerne die "3".
Zu sehen ist das gleichartige, ältere Bild. Dürfte auch so bleiben.
Nachtrag
Da ich den 2022er Standard-Merlot von Netto hier nicht vorgestellt habe (warum auch immer?), gibt es entsprechend keine Referenz auf den Vorgänger.
Erst nach der Nacht ist mir wieder eingefallen, warum: Der 2022 hatte die gliechen, unangenehmen nächtlichen Auswirkungen: Der hintere Gaumen war x-fach komplett ausgetrocknet und klebt an der Zunge wie Krepppapier, was zu dauerndem Aufwachen und Spülen-mit-Wasser führte.
Da den Effekt aber bislang niemand bestätigt hat, führt er - wie gewöhnlich - nicht zur Abwertung. Allerdings sicher dazu, dass ich diesen Jahrgang nicht noch einmal kaufen werde!